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Mimi vom Vesuv

„Der Duce kann mir gestohlen bleiben, und bleibt mir bloß mit diesen Jungmädel-Märschen vom Halse, heute ist es sowieso viel zu heiß!“ ... Gelsomina war der Schandfleck der Familie: Alle zu Hause waren aufrechte Faschisten, und ausgerechnet dort wuchs diese kleine Teufelin heran, dieses rebellische Kind, das sich selbst als Kommunistin bezeichnete und allen unverblümt ins Gesicht sagte, dass sie niemals heiraten werde. Zehn quengelige Kinder aufziehen, den Tag über zu Hause sitzen und Socken stopfen – nein, das war keine Perspektive für die aufmüpfige Gelsomina, die viel lieber die Schule besuchen, eine ehrliche Arbeit finden und in der Widerstandsbewegung gegen die Faschisten aktiv sein wollte! Der Ausbruch des Krieges bedeutete eine Wende im Leben der jungen Frau – auch sie beschloss, „einzurücken“, allerdings weniger in die Dienste des faschistischen Vaterlands, als vielmehr in die Schar der leichten Mädchen, die überall in den Italien in den Bordellen ihre Dienste anboten. Als Künstlernamen wählte sie „Mimì“; sie wollte auf immer und ewig frei bleiben – so vielen Männern gleichzeitig zu gehören, das bedeutete für sie die größte nur denkbare Unabhängigkeit.
Zu jener Zeit (und das galt bis 1958) war in Italien die Prostitution ein legales Gewerbe, das jedoch ausschließlich in geschlossenen Freudenhäusern ausgeübt werden durfte, wo die Dirnen unter medizinischer und juristischer Aufsicht standen. Das Gesetz sah außerdem vor, dass eine Dirne niemals länger als 15 („quindici“) Tage in dem selben Bordell ihre Dienst tun durfte, und so kam es alle 15 Tage zu einem als „Quindicina“ bezeichneten Umzug mehrerer Freudenmädchen von einem Bordell ins nächste. So kamen die Dirnen überall in Italien herum, und Mimì nutzte diese Reisen, um die Botschaften der Resistenza, des Widerstands gegen das Regime, überall in Italien weiter zu verbreiten. Als dann die Amerikaner in Italien einmarschierten, wusste Mimì, dass auch sie im Kleinen ein Stück Geschichte geschrieben hatte.

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